Pfingsten steht vor der Tür. Um die Feiertage zu nutzen, habe ich mir ein neues Projekt überlegt, das die ganzen Bastellösungen, die ich im Laufe der Zeit in Sachen Hausautomatisierung am Start hatte, mal unter einem Dach zu vereinen. Wie ich mit der Zeit feststellen durfte, gibt es nicht „das eine“ System, mit dem man alles abfrühstücken kann – das wäre zu schön, um wahr zu sein; allerdings haben diverse Hersteller etwas dagegen und kochen ziemlich häufig ihr eigenes Süppchen. Die Lösung für solche Probleme scheint auf den ersten Blick recht einfach: Man nehme ein Stück Software, das mit allen im eigenen Heim verwendeten Komponenten kommunizieren kann – fertig.

Das klingt total simpel. Aber… Welche Software darf’s denn sein? Auch hier gibt es wieder diverse Anwendungen, die alle mit diversen Smart Home-Komponenten klarkommen. Ich habe mich mit einigen davon beschäftigt und halte es daher für angebracht, hier einen kleinen Überblick zu geben.

Achtung: Dieser Überblick erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit; außerdem ist er sehr subjektiv geschrieben – ich gebe hier lediglich meine Meinung wieder. Eine Kleinigkeit noch: Alle von mir getesteten Softwareprodukte kamen mit jeder Komponente klar, die ich bei uns zuhause im Einsatz habe. Daher erspare ich es mir, jedes Mal darauf hinzuweisen, dass die Vielzahl unterstützter Geräte unheimlich groß ist.

OpenHAB2

Ein ziemlich mächtiges System, das mit schicken Oberflächen daher kommt. Lässt sich relativ einfach installieren – über die Webseite können verschiedene Versionen für diverse Betriebssysteme heruntergeladen werden. Die Dokumentation ist sehr umfangreich, allerdings zum großen Teil in Englisch. Für mich sehr verwirrend war, dass die Konfiguration zweigeteilt ist: Einiges kann man wunderbar über die Weboberfläche im Klicki-Bunti-Modus einrichten, anderes geht nur, indem man Konfigurationsdateien schreibt. Bis ich das begriffen hatte, hat es ein wenig gedauert…

Außerdem ist OpenHAB2 in Java geschrieben, und das ist so gar nicht meins. Ich halte es zwar nicht mehr für das Werk des Teufels, bin aber doch eher abgeneigt – zumal Java auch nicht unbedingt für seinen sparsamen Umgang mit Systemressourcen bekannt ist…

Trotzdem ist OpenHAB2 kein schlechtes System, und wenn man erstmal damit klarkommt, lässt sich eine ganze Menge damit anfangen…

ioBroker

In JavaScript geschriebener Smart Home-Hub. Kann auch viel, und über die Webseite können sowohl Installationsimages als auch eine sehr gute Dokumentation bezogen werden. Ich persönlich finde ioBroker etwas angenehmer in der Einrichtung und Konfiguration der Geräte als OpenHAB2. Vor ein paar Monaten ist allerdings die kostenlose Cloud-Variante (über die ließ sich zum Beispiel Alexa einbinden) weggefallen. Die Befürchtung in der Community ist, dass ioBroker in Zukunft immer mehr kommerzialisiert wird. Ob man das dann möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden.

FHEM

Wenn ich richtig informiert bin, eines der ältesten Hausautomatisierungssysteme. Es ist in Perl geschrieben und kann mit so ziemlich jeder Komponente zusammenarbeiten. Die Webseite ist in Deutsch und Englisch verfügbar und die Dokumentation hervorragend. Auch die Community ist recht aktiv. Wer mag, kann selbstverständlich auch eigene Erweiterungen entwickeln (wenn der denn Perl kann, und da bin ich raus). Trotzdem bin ich mit FHEM nicht wirklich warm geworden.

Node Red

Nicht wirklich ein Smart Home-System im klassischen Sinne, sondern mehr. Ebenfalls in JavaScript geschrieben, lässt es sich relativ simpel auf allen Geräten einrichten, die JavaScript und Node.js können. Auch die Dokumentation auf der Webseite ist ziemlich gut und die Community aktiv. Die Bedienung ist angenehm einfach: Man zieht auf der Webseite sogenannte Nodes auf eine Oberfläche und verbindet diese dann miteinander:

Abbildung 1Hier mal ein einfaches Beispiel: Zwei Knöpfe für das Treppenlicht

Das habe selbst ich hingekriegt. Charmant ist, dass sich über Node Red nicht nur Smart Home-Komponenten nutzen kann (wie natürlich mit den anderen Systemen auch), sondern diverse andere Services – Wetter- oder Finanzdienste zum Beispiel. Genauso kann man auch beispielsweise Tankstellen abfragen, um zu sehen, ob sich die drei Kilometer zum Nachbarort lohnen, weil Benzin da sechs Cent billiger ist…

Home Assistant

Geschrieben in Python, bietet es Unterstützung für eine riesige Menge an Geräten. Ähnlich wie OpenHAB2 erfolgt die Konfiguration auch hier sowohl über die Weboberfläche als auch textbasiert, also in Konfigurationsdateien. Diese sind in YAML (Yet Another Markup Language) erstellt – also kein Java, und daher schon um Längen angenehmer (zumindest für mich). So richtig schlau bin ich noch nicht aus dem System geworden (wie bei jeder Sache, die man beginnt, ist die Lernkurve am Anfang etwas steiler), aber bisher gefällt es mir am Besten von allen. Richtig charmant finde ich, dass es möglich ist, andere Anwendungen in Home Assistant zu integrieren – so lässt sich beispielsweise Node Red als „AddOn“ in Home Assistant installieren; das hat zur Folge, dass alle, was in Home Assistant vorhanden ist (Sensoren, Geräte etc.) in Node Red verwendet werden kann… Die Webseite gefällt mir; die Community wächst und gedeiht. Einziges Manko ist die offizielle Abkürzung „HASS“ – die scheint im deutschen Sprachraum eher unglücklich… Ich werden daher in zukünftigen Beiträgen entweder den Namen ausschreiben oder die Abkürzung „HA“ verwenden.

Dies ist ein kleiner Überblick über die von mir verwendete Software. Selbstverständlich gibt es noch unzählige weitere Anwendungen, mit denen sich das gleiche bewerkstelligen lässt. Da ich aber noch ein Leben außerhalb der Bastelei habe, konnte ich mir die nicht alle angucken. Ich werde in den folgenden Artikeln beschreiben, wie ich HA eingerichtet habe, und was der wie bei mir steuert.

Im nächsten Teil bereiten wir den Raspi vor.